Gedrucktes ist tot! – Buchempfehlungen Teil 1

Gedrucktes ist tot! – Buchempfehlungen Teil 1

Tja, die guten, alten Bücher… Grundsätzlich bin ich kein Fan mehr davon, Gedrucktes mit mir herum zu tragen. Ein Kindle ist da doch viel praktischer.

Manche Dinge sind aber als Buch einfach schöner, oder als digitale Version gar nicht zu haben. Vor allem viele Fachbücher. Und da es auf Weihnachten zu geht und man an Weihnachten auch mal mehr Zeit in Ruhe und Besinnlichkeit zuhause verbringt, will ich mal ein paar Buchtipps loswerden, die sich für Filmemacher und Fotografen eignen, und zwar sowohl für Anfänger, als auch für Fortgeschrittene, zum Lernen, zur Unterhaltung, wie auch immer. Viele davon begleiten mich seit Beginn meines Filmschaffens, manche kamen im Laufe der Zeit dazu, manche sind grundlegend wichtig, manche sind ergänzend oder schlicht zum Spaß.

Beginnen möchte ich mal mit dem für mich wichtigsten Buch. Ich glaube wir waren so 16 oder 17 als meine Film-verrückten Freunde und ich den Schinken damals angeschafft haben:

(1)

Die richtige Einstellung – Shot by shot* von Steven D. Katz verriet uns damals irrsinnig viel über Bildsprache und filmerisches Gestalten im Allgemeinen, wobei es das alles wunderbar fachübergreifend tut. Es richtet sich prinzipiell an junge Regisseure, würde ich behaupten wollen, gibt diesen allerdings viel mehr an die Hand, indem Schnitttechniken wie das Kontinuitätsprinzip, Kameratechniken und Drehbuch- bzw. Story-Techniken erläutert werden. Die deutsche Ausgabe war damals bei Zweitausendeins erschienen und ist dort leider sehr oft vergriffen. Bei Amazon bekommt man sie hin und wieder als Sammlerstück oder im gebrauchten Zustand, ansonsten kann, wer des Englischen gut mächtig ist, auch gerne auf die englische Originalfassung Film Directing Shot by Shot* zurückgreifen. Diese gibt es sogar als Kindle-Version!

(2)

Film verstehen* von James Monaco gehört auch zu den ganz wichtigen Werken für den Anfang, oder ist es doch schon DAS wichtigste Werk für den Anfang? Erschienen ist es 1977 unter dem Titel „How to read a film“ und wurde seitdem immer wieder in verschiedenen Sprachen neu aufgelegt und zuletzt im Jahr 2000 überarbeitet. Dieses Buch hält, was sein Titel verspricht. Nach der Lektüre wird es dem Leser nur leider schwer fallen, einen Film mal wieder „einfach nur anzusehen“, so tief taucht man hier in die verschiedenen Aspekte des Filmemachens und Film-verstehens ein. Es bringt Industrie in Zusammenhang mit Kunst, Geschichte und Technik und erläutert wie sich diese Aspekte gegenseitig beeinflusst haben. Was letztendlich dazu führt, dass der Buchtitel stimmt. Danach muss man das „einfach nur mal ansehen“ wieder lernen 😉

(3)

Kommen wir mal zu den etwas spezielleren Werken: Drehbuch Handwerk* von David Howard und Edward Mabley bringt jedem, der gerne seine eigenen Geschichten erzählen möchte, bei, wie er dieses richtig tut. Eine Zeit lang galt es gerade in Deutschland als gesetzt, dass die Schwächen unserer Filmlandschaft in den Büchern zu finden sind. Inzwischen hat sich das meiner Meinung nach gelegt, denn die Autoren sind besser und mutiger als jemals zu vor. Es sind jetzt die Redakteure und Produzenten, die auf Nummer Sicher gehen wollen. Ob man mit diesem „Standardwerk“ ein perfekter Autor wird? Ich weiß es nicht, aber es erläutert an vielen Beispielen weltbekannter Filme, was deren Autoren richtig gemacht haben. Und auch das „wie“. Was will man also mehr, wenn man ein vernünftiges Buch abliefern will?

(4)

Was man mehr will? Ganz einfach: Das nächste Standardwerk: Robert McKee´s Story: Die Prinzipien des Drehbuchschreibens*. Während Drehbuchhandwerk eher auf die handwerklichen Punkte eingeht und uns ein „Wie?“ aufzeigt, wird bei Story mehr Wert auf das Warum gelegt. McKee erläutert, wie wichtig das gesamte Setting einer Szene ist, geht auf den Schauplatz, die Atmosphäre, die Figuren viel tiefer ein. In Kombination mit Drehbuchhandwerk bildet es einen hervorragenden Leitfaden für ein gutes Buch.

(5)

Das Handbuch der Filmmontage* ist nun deutlich dünner als die bisher vorgestellten Bücher. Könnte den Eindruck vermitteln, dass der Schnitt eines Films eine sehr leichte Übung ist. Weit gefehlt. Dieses Handbuch vermittelt in verschiedenen Beiträgen ersten, dass „Montage“ kein reines Handwerk ist, das im digitalen Zeitalter ja so viel leichter und weniger wichtig ist, sondern eine Kunst. Und zweitens, dass auch diese Kunst nur funktioniert, wenn das Handwerk dahinter verstanden wurde. Verschiedene Techniken wie das überwiegende Continuity System, aber auch Alternativen, werden von ihrer Entwicklung her erläutert und in die Filmgeschichte eingeordnet.

(6)

Ein Lidschlag, ein Schnitt. Die Kunst der Filmmontage* darf man natürlich auch nicht vergessen. Apocalypse Now, Der Pate 1-3, American Graffiti… nur eine Auswahl der Filme, an denen Murch als Cutter und/oder Sounddesigner beteiligt war. Dieser kleine Essay erzählt von Theorie und Praxis gleichermaßen. Murch war übrigens der erste Cutter in Hollywood, der es „wagte“, mit Apple Final Cut Pro auf einem Standard-Rechner, einem PowerMac G4, zu arbeiten und nicht auf dem damaligen Industriestandard Avid. DerFilm, der so entstand: Unterwegs nach Cold Mountain.

 

 

In den kommenden Tagen folgt dann der zweite Teil, in dem noch Regie und weitere Themen behandelt werden und ein paar Bücher zum Thema Fotografie. Bis dahin viel Spaß beim Stöbern nach diesen Werken.

Die mit * versehenen Links sind übrigens wie immer Shoplinks zu Amazon.de. Natürlich könnt ihr Bücher kaufen wo ihr wollt, kauft ihr sie aber über diesen Link, gibt´s einen kleinen Obolus für die Arbeit an diesem Blog, den ihr gar nicht bemerkt.