Ein „Server“ für Zuhause – NAS, Time Machine, Plex & Co.

Ein „Server“ für Zuhause – NAS, Time Machine, Plex & Co.

Tja, was will man machen…

Die Projekte werden immer größer, die Daten immer mehr. ProRes 422, ProRes 4444, RAW, dann noch die Fotos, die Arbeitsrechner, die zukünftig Clients sind… Alles will – nein, MUSS – irgendwie gesichert werden.

Für Projekt-Backups habe ich bisher immer Blu-Rays benutzt. Allerdings sind die 50GB-Rohlinge noch immer relativ teuer, und wenn Projekte so an die 200GB ohne Render- und Optimized Media-Files haben, dann wird das ziemlich kostspielig. Außerdem dauert das Brennen sehr lange. Und große Projekte müssen vorher in 50- oder 25GB-Häppchen geteilt werden.

Abgesehen davon muss man nicht nur Kundenprojekte sichern, sondern will auch von den eigenen Projekten Master-Exporte bereit halten um DCP´s oder mp4-Files schnell erstellen zu können.

Und Dokumente etc. sollen auf allen Rechnern verfügbar sein. Und das ohne Cloud. Also, ohne öffentliche Cloud-Dienste wie Dropbox, Google Drive etc. Ich nutze diese Dienste, aber nur im eingeschränkten Umfang. Denn es ist ja nun so, dass die Daten mit den Clients synchronisiert werden. Das heißt sie liegen auf der Platte des Clients und das braucht Platz. Auch wenn man die zu synchronisierenden Daten auswählen kann, sie werden lokal gespeichert. Ich möchte aber vor allem die größeren Dateien lieber ausgelagert und gesichert wissen. Darum eben ein NAS, bzw. einen Fileserver. Die Beschreibung „Server für Zuhause“ trifft es also doch ganz gut.

Es muss eben einfach was anderes her, eine Alternative zu Blu-Rays, ein Datengrab. Aber nicht nur ein Datengrab, auch ein „alles Aktuelle wird hier abgelegt“-Platz. Nach einigen Wochen der Recherche und vielen Gesprächen stand der Entschluss fest.
Vor einigen Jahren hatte ich schon eine Buffallo Linkstation im Einsatz, allerdings nur mit einem physischen Laufwerk an Board. Das ist erstens absolut nicht sicher und zweitens würde der Platz auch nicht ausreichen, da das alte Ding nur 500GB fast.

Ein aktuelles NAS von Synology mit RAID sollte es mindestens sein, 4 Platten á 4TB sollten mindestens rein, damit ich gespiegelt auf mindestens 10TB komme, je nach passender RAID-Konfiguration. Doch reicht das aus auf lange Sicht?
Die Preise für die größeren, hochwertigen NAS-Systeme liegen zwischen 400-900€, je nach Modell, zzgl. der Festplatten. Das ist schon ordentlich.

Dann hätte ich gerne noch diverse Dienste neben dem Fileserver laufen: Neben SMB-, NFS- und AFP-Shares sollten Time Machine Backups und vor allem der Plex Media Server vom Fileserver unterstützt werden, damit ich von allen Systemen – Windows 7, Ubuntu, Linux Mint und natürlich Mac OS X – und auch von diversen TV-Geräten und Media-Playern ohne Umwege auf die Daten zugreifen kann. Die meisten „fertigen“ Systeme bieten allerdings nicht alle Dienste out-of-box an, außer die Hochpreisigen. Die erledigen die meisten Dienste von Hause aus. Aber ich wollte irgendwie nicht so recht ca. 1500€ in eine NAS-Box und große Platten investieren.

Dann kam mir aber ein Gedanke: FreeNAS! Da gab es doch mal ein OpenSource-Projekt auf Basis freier Software, FreeBSD genauer gesagt. Das wurde genau auf die Bedürfnisse eines NAS angepasst… Das wäre doch vielleicht das Richtige! Die kurze Recherche ergab  dann, dass es inzwischen einige Ableger und Alternativ-Projekte zu FreeNAS gibt, wie NAS4Free, Openmediavault usw. usf… Aber dazu später mehr, denn da stand dann erst einmal fest, dass es viele Möglichkeiten gibt. Die Hardware muss erst her.

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HP N54L, Platten und Kabel

Der HP N54L Server* machte einen guten Eindruck. 4 SATA-Slots für Platten und ein 5 1/4″-Schacht. Ein USB-Slot direkt auf dem Board, im Inneren des Gehäuses. Ein AMD Dualcore-Prozessor. Bis zu 16GB RAM. Ohne interne Festplatte und DVD-Laufwerk für 180€ brutto zu bekommen. Sehr gut, gekauft. Die neuere Version, der HP MicroServer G8*, hat zwar leistungsstärkere Prozessoren, aber einige andere Einschränkungen. Denn:

Ein kleines BIOS-Patch (BIOS müsste ich sowieso updaten) sorgt dafür, dass der leere SATA-Port auf dem Board – eigentlich vorgesehen für ein DVD-Laufwerk – nicht länger nur im IDE-Modus läuft sondern auch im SATA-Modus mit entsprechendem Durchsatz. Dem Einbau einer 5. Festplatte steht also nichts im Wege.

Die RED-Platten wurden sicher verpackt geliefert

Die RED-Platten wurden sicher verpackt geliefert.

So wurden 5 Stück Western Digital WD40EFRX* mit 4TB bestellt. Insgesamt 20TB. Netto sollten das dann als RAID5 so um die 15TB sein. Aber Moment! Wie baue ich die 5. Platte ein?
Eine Sharkoon SATA Quick Port multi intern Docking station* sollte helfen, eine interne Dockingstation. Und die bietet neben der 3,5″-Festplatte auch noch einer weiteren 2,5″-Festplatte Platz. Cool! Die 3,5″ auf den internen SATA-Port, die 2,5″er per eSATA->SATA-Kabel am hinteren eSATA-Port angeklemmt, Kabel nach innen verlegt und GO! 6 Platten drin, 5 davon im RAID5-Verbund und eine kleine als Cache, Zwichenablage, oder je nach später gewählten Betriebssystem als System-Platte.

8GB RAM sollten erst einmal ausreichen. 4GB waren drin, 4GB wurden dazu bestellt, eingebaut und so war der Server Hardware-mäßig schnell bereit.

 

Und nun kam es wieder auf, das spezielle Thema „Software“.
Wie bereits erwähnt gibt es inzwischen diverse Variationen und Alternativprojekte zu FreeNAS. Was nimmt man da, wo hat welches System Vorteile? Oder Nachteile?
Ich habe mir FreeNAS nur auf der Projektseite und in Youtube Videos ansehen können. Mehr ist leider nicht verfügbar. Es basiert auf FreeBSD, nutzt das ZFS-Dateisystem, erlaubt Software-RAID in verschiedenen Konfigurationen, bietet leichte Installation vieler Plug-Ins und wird selbst nur auf einem USB-Stick installiert. Eine Alternative ist NAS4Free, die allerdings keine nennenswerten Unterschiede bietet. Laut diversen Foren sind Hardware-Hunger, Setup und Funktionen weitgehend ähnlich, Installationen von Plug-Ins allerdings kompliziert. OpenFiler ist noch eine Alternative, allerdings irgendwie nicht ganz was ich suche. Scheint auf den ersten Blick zu viel Gebastel zu sein. OpenMediaVault basiert auf OpenFiler und ist wie FreeNAS sehr beliebt. Plug-Ins sind relativ leicht verwaltet und auch Plex ist darunter. Es nutzt das UFS- oder EXT4-Dateisystem, kein ZFS, was manche als Vorteil sehen, manche als Nachteil. OMV darf allerdings – aufgrund seiner Linux-Basis – nicht enfach auf einem USB-Stick installiert werden. Auch SSD-Platten sind nicht optimal, da das System die Platte ins Schwitzen bringt. Eine herkömmliche Platte ist angebracht, und mein System hätte eine 2,5″-Platte frei.

Wie entscheide ich mich? Mein System ist so geplant, dass es einige Zeit ausreicht. Ich muss also mein RAID nicht demnächst wieder wachsen lassen und kann gerne auf FreeNAS mit ZFS setzen, da hier die Community am größten ist und es scheinbar auch die meisten Plug-Ins gibt.

USB-Stick aufs Board stecken, 4 Platten unten, eine oben rein, DVD-Laufwerk an einen externen USB-Port, Installations-Disc einlegen und wenige Sekunden später ist FreeNAS auf dem internen USB-Stick installiert. Das Setup des Systems ist wirklich übersichtlich und leicht. In der Datenträgerverwaltung kann man spielend einfach ein passendes RAID-System erstellen, wobei FreeNAS Vorschläge macht, bzw. anzeigt, ob das gewählte RAID optimal konfiguriert ist. Für ein RAID5 sind 5 Festplatten absolut ok. RAID5 wähle ich wegen der Parität und Geschwindigkeit. Die Kosten-Nutzen-Rechnung klingt sehr sinnvoll. Fällt eine Platte aus, so kann ich ohne Datenverlust die defekte Platte ersetzen. Fallen zwei Platten gleichzeitig aus: Haste Scheiße am Schuh. Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit? Naja…

Die Videos auf der FreeNAS-Projektseite helfen bei der Einrichtung des Grundsystems und auch die Installation eines Plex Medienservers ist erläutert.

Klingt alles total easy. Wenn man das System stabil bekommen hätte. Über zwei Nächte hinweg haben sich die Zugriffsrechte ohne irgendein Zutun wie von Geisterhand verstellt. Nein, nicht einmal das. Sie waren noch wie eingestellt, nur ging nichts mehr. Ich konnte Daten lesen, aber keine schreiben, obwohl sie freigegeben waren und die Rechte richtig gesetzt waren. Was ist hier los?

Dann der Strom… das Ding ging nicht schlafen, lief dauernd voll durch und saugte je nach Plattenaktivität runde 60-75 Watt. Das ist viel. Vergleichsweise wenig für einen Server, zu viel für meinen Geschmack. Wake on Lan kann der HP N54L wohl, allerdings wird die Netzwerkkarte von FreeBSD und Debian (Basis von Openmediavault) nicht korrekt mit Treibern versorgt, sodass die Funktion nur schwer einzurichten ist. Aber aufwecken? Aus was? FreeNAS hat es gar nicht geregelt bekommen, auch nur irgendwie in den Ruhezustand oder Schlafmodus oder irgendwas zu wechseln, das Strom spart. Auch Versuche, den Idle3-Timer der Platten anzupassen (man sollte WD-Platten sowieso checken was den Idle3-Status betrifft, meiner Meinung nach, denn meine 5neuen Platten hatten 3 verschiedene Einstellungen) brachte keine Lösung, das System schreibt dauernd drauf und weckt sie also, bzw. lässt sie erst gar nicht schlafen. Da ich kein Linux-Programmier-Wunderkind bin und nicht zu viel Zeit verschwenden wollte, habe ich am zweiten Tag das Experiment FreeNAS abgebrochen. Und das ziemlich enttäuscht. Was ich mir vorstellte, soll gehen. Steht in vielen Foren. Nur wie genau, das steht nirgends und ist wohl nur umsetzbar, wenn man fließend FreeBSD/Linux spricht.

Also ein anschließender Versuch mit Openmediavault. Das Ergebnis war ähnlich ernüchternd. Das Aufwecken war laut Forum leicht. Ich brauchte 2 Tage bis WakeOnLAN lief. Also Aufwecken geht mit Openmediavault. Tatsächlich. Aber Schlafenlegen? Cron-Jobs hin oder her, diese Skripterei verstehe ich nicht. Wenn man kein Linux-Profi ist, sollte man das auch lassen. Und wieder das selbe Problem. Frustriert habe ich die Experimente beendet und nur noch nebenher mal was probiert, wenn mir eine Idee kam. Erfolglos.

Nach einigen Tagen Test habe ich alles zurückgesetzt, eingepackt und zurück geschickt.

Eigentlich war das eine super Sache und günstig noch zudem. Aber wenn einem Umwelt und vor allem die direkten Stromkosten nicht ganz egal sind und man will, dass eine Fileserver nicht immer aktiv läuft, dann sind diese Lösungen wohl doch nichts.

 

Aber was nun? Ich habe insgesamt stundenmäßig 4 volle Tage mit dem Kram verbracht, verteilt auf 11 Tage. 4 Volle Tage…Wenn man dann bedenkt welchen Tagessatz man so berechnen würde… Ein gekauftes NAS funktioniert einfach und ist in wenigen Minuten nebenbei eingerichtet… Vielleicht doch ein QNAP oder Synology? QNAP ist mir zu teuer, Synology hat die DS1513+ mit 5 Slots… Auch recht teuer.

Aber halt! Was ist das? Synology stellt die neue SYNOLOGY DS415play* für 4 Laufwerke bis 6TB, mit Intel Atom Prozessor und Hardware-Kodierung für Filmdaten vor! Genau zum richtigen Zeitpunkt. Plex läuft darauf (Liste siehe hier), iTunes-Server ist an Board, Time Machine Backups sind möglich und als Benutzeroberfläche ist DSM5 natürlich Standard. Synology wird für seine DSM5-Software sehr gelobt. Auf Linux-Basis kann man ganz einfach seine Box verwalten, Apps installieren, Dienste einrichten.

Bestellt!

 

Die SYNOLOGY DS415play* wurde vom großen Online-Versandhaus zügig geliefert. Vier meiner 5 neuen Platten waren innerhalb einer Minute dank werkzeugloser Installation in das Gehäuse eingesetzt und eine weitere Minute später war die Kiste am Stromnetz und dem Datennetz angeschlossen und bootete. Über den Browser gibt man die IP-Adresse ein und landet somit zur Einrichtung im Web-Interface. Falls man die IP nicht weiß – ich habe die Fritzbox befragt und die IP gleich festgesetzt – gibt es ein Tool, das die Diskstation im Netzwerk ausfindig macht. Ich habe ein Passwort festgelegt und dann beginnt die Einrichtung. Welche RAID-Konfiguration darf es denn sein? SHR – Synology Hybrid RAID ist ein relativ neues, eigenes Software-RAID. Ich wollte bei meinem RAID5 bleiben, 0 und 1 und 6 sind natürlich auch möglich. Die Einrichtung der Platten inkl. Formatierung und Build des RAIDs dauerte dann etwas. Die Zeit habe ich anders genutzt. Als das fertig war begann ich mit meinen Anpassungen. Über das Software-Center sind iTunes- und Plex-Server in wenigen Minuten geladen, automatisch installiert und laufen. Zustände wie auf dem iPhone 😉 Eine Demo der DSM-Software gibt es hier, und das Ganze sieht ungefähr so im Browser aus:

DSM 5

Start-Ansicht des DiskStationManagers in Version 5 ©Synology

 

DSM5 Paketzentrum

DSM 5 Paketzentrum ©Synology

 

Und was soll ich sagen? Mein Abenteuer „Server für Zuhause“ ist beendet!

Technische Details zu der SYNOLOGY DS415play* möchte ich mir sparen. Nur so viel sei gesagt: Die Übertragungsraten nutzen die Fähigkeiten der Gigabit-Anbindung ordentlich aus. Große Datenmengen sind schnell kopiert. Man fühlt sich als Nutzer nicht gebremst. Und das ist mir wichtiger als das Herumreiten auf einem Hauch MB Übertragungsrate mehr oder weniger in der Theorie. Der Plex-Server bringt RAM und Prozessor nicht wirklich zum Schwitzen. Werden viele neue Dateien auf die Platte geschoben, so tobt der Prozessor sich bei 70-75% Leistung aus um zu indexieren. Benutzer-Accounts und Rechte sind spielend einfach vergeben. Dazu gibt es im Netz Hinweise, falls das Interface der Box nicht aussagekräftig genug ist. Aber das ist es eigentlich. Sogar Kontingente lassen sich einzelnen Benutzern zuordnen. So kann man zum Beispiel einen Benutzer Namens „Backup“ einrichten und ihm zum Beispiel ein Kontingent von 2TB für einen Ordner für Timemachine-Backups geben. Im Klartext heißt das: Sind die 2TB aufgebraucht, denkt der zu sichernde Mac die Platte sei voll und beginnt, alte Backups zu löschen. Man läuft also nicht Gefahr, dass die 11TB, die die Box anbietet, irgendwann voll mit Apple-Backups ist. Natürlich kann man so auch jeden anderen Benutzer mit Speicherplatz bedenken. Oder man lässt den Usern freien Lauf.

DSM5 Systemsteuerung

DSM 5 Systemsteuerung ©Synology

Ich habe nun 4TB weniger Speicherplatz als ich es ursprünglich geplant hatte. Und eine Platte über. Die kann ich allerdings bald noch in eine zweite Diskstation einbauen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass diese nicht die letzte war. Ich denke, ich werde mir noch eine holen, die wirklich nur als Datengrab eingesetzt wird.

Und übrigens: Die Diskstation schickt die Platten schlafen und hat sehr leicht zu konfigurierende Optionen zum Ein- und Ausschalten ihrer selbst. Sind die Platten im Standby, so zieht die DS 415 Play 17 Watt, im Zugriff können es mal an die 30 Watt sein. Deutlich weniger als der Selbstbau-Server.

Ich kann jedem nur raten: Bastelversuche kosten Zeit. Vernünftige Boxen von Synology oder QNAP, von mir aus auch von Buffalo, kosten zwar mehr Geld, sind allerdings spielend einfach zu bedienen. Wer basteln will, darf natürlich gerne Geld sparen. Manchmal will auch ich basteln, aber… es ist wie mit dem Rechner und dem Telefon. Ich will, dass ich es einschalte und alles geht. Und die SYNOLOGY DS415play* bietet mir genau das. Sie kann, was ich will. Und sie tut es ohne Murren. Seit 3 Monaten.

Give it a try!

 

Wie sichert ihr große Datenmengen eigentlich? Lasst es mich wissen…

 

 

*Shoplinks zu Amazon. Und die unterstützen übrigens meine Arbeit hier 😉