review: canon eos C100

review canon c100

Das unboxing video gerade fertig gestellt, kann ich nun direkt einen Erfahrungsbericht zur Kamera abliefern.

Ich war ein paar Tage an der Nordsee um die Kamera zu testen und habe bei -5 Grad und eisigem Wind ein paar Probeaufnahmen gemacht. Ich muss direkt sagen, dass diese Kamera nach einigen Jahren Arbeit mit DSLR-Kameras eine echte Freude ist. Das Bild des super35mm-Sensors und das Handling sind spitze. Die C100 ist die kleinste und günstigste von 3 Schwester-Modellen in der EOS Cinema-Serie. Nach oben in der Palette kommen die C300 und die 4K-fähige C500. Außerdem gibt es noch die EOS 1D-C, eine im herkömmlichen DSLR-Body verpackte Kamera auf Basis der EOS 1D-X, jedoch mit 4K-Videofunktion.

ERGÄNZUNG: video-review c100

 

Ich möchte in diesem Beitrag aber nicht nur und auch nicht auf all die technischen Details eingehen. Ich möchte besonders auf die Punkte eingehen, für die die Kamera in der Netzgemeinde oft schwer kritisiert wurde. Diverse Berichte haben mich an dieser Kamera zuerst lange zweifeln lassen, und ich wollte wissen, ob all diese Kritikpunkte Hand und Fuß haben.

 

© canon

© canon

Eines vorweg:

Die normalen „C-Modelle“ sind kein Ersatz für DSLR-Kameras aus dem Hause Canon, wie die EOS 5D Mark2 oder Mark3. Hier ist die 1D-C die nächsthöhere Option. Die C100 und ihre zwei Schwestern sind – obwohl sie die Bezeichnung EOS im Namen tragen – keine DSLR-Kameras! Das „EOS“ im Namen leitet sich sicher viel mehr von der Basis – der Idee – ab eine Kamera mit großem Sensor und für wechselbare EF-Objektive zu entwickeln. Die C-Modelle sind als reine Kameras zur Aufzeichnung von Bewegtbild konzipiert, was man schon an der extrem abgespeckten Foto-Funktion sieht. Die einzige Möglichkeit mit diesen Kameras Fotos aufzunehmen besteht darin, einen Screenshot mit 1920×1080 Pixeln aus einem Videoclip zu extrahieren. Die Videofunktionen sind dafür umso besser gestaltet und eine echte Verbesserung gegenüber den DSLRs, deren Schwächen im Videobereich im Bezug auf Bildfehler wie Rolling Shutter und Moiré oder mangelnde Fähigkeiten bei der Tonaufzeichnung inzwischen hinreichend bekannt sind. Die EOS C100 hat diese Schwächen nicht.

 

die fakten:

 

  • Super 35mm CMOS Sensor, Bildraten: 24p(fs), 25pfs ,30pfs, 50i ,60i in einer auflösung von 1920 x 1080
  • H.264 codec im AVCHD Container mit bitraten von bis zu 24 Mbps in 1920 x 1080
  • Farbkompression: 4:2:0 nach AVCHD-Standard
  • unkomprimiertes Signal in 4:2:2 8bit über hdmi-Ausgang
  • ISO 320 bis 20,000
  • eingebaute ND-Filter aus Glas mit 2, 4 und 6 Blenden Abstufung
  • pre-rec-Funktion: Aufnahme startet 3 Sekunden vor dem Auslösen
  • auto-iris: Automatische Blendenwahl per Knopfdruck
  • Autofokus per Knopfdruck zur Scharfstellung
  • punch-in: Vergrößerung zur Schärfekontrolle auch während der Aufnahme
  • Body 15% kleiner als der der C300/C500
  • Größe (b x h x t): 135 x 170 x 129 mm

Alles in allem lesen sich die Daten sehr gut. Der Sensor ist der selbe wie in der C300, die für ihre low-light-Fähigkeiten berühmt ist. Die C100 verfügt somit im grunde über die gleiche Fähigkeit. FullHD-Auflösung ist logisch. Eingebaute ND-Filter sind ein sehr gutes Feature, welches jede Kamera bieten sollte, wenn man unkompliziert damit arbeiten möchte. Die Audio-Features mit eingebautem Stereo-Mikrofon und zwei XLR-Anschlüssen sind eigentlich üblich. Für alle DSLR-Umstieger werden diese letzten beiden Punkte die größte Verbesserung darstellen.

 

Die größten, öffentlich diskutierten Kritikpunkte an der C100:

 

1: AVCHD-Codec mit 4:2:0 8bit Farbsampling

2: keine Slow Motion / Fast Motion

3: LC-Display

4: evf: electronic viewfinder (Sucher)

5: umkomprimierter Ausgang nur per hdmi, kein HD-SDI

 

Meine Standpunkte zu diesen Kritikpunkten:

 

Die C100 zeichnet im AVCHD-Codec mit 24Mbit bei einem 4:2:0 8bit Farbsampling auf. Die großen Schwestern arbeiten intern mit einem 50Mbit XF-Codec mit 4:2:2 8bit Farbsampling, einem Standard, der weltweit von vielen Broadcastern für die HD-Produktion anerkannt ist. Dies scheint in meinen Augen auch der einzige Grund zu sein, warum auf dem Karton der C100 „video camera“ steht und auf dem der C300 „cinema camera“. Denn technisch sind die beiden Geräte weitgehend identisch. Doch durch das Plus an Farbinformationen ist auch im Bereich Farbkorrektur beim XF-Codec der C300 mehr möglich. Die C100 mit ihrem AVCHD-Codec stößt hier schneller an ihre Grenzen, wobei man auch diesen Codec schon etwas weiter treiben kann als den der herkömmlichen und oft eingesetzten DSLR-Kameras.

Persönlich sehe ich es so: Wenn Hollywood-Filme wie „Black Swan“ teilweise mit der eos 7d oder weltweit ausgestrahlten Serien wie „Dr. House“ vollständig mit der eos 5d mark2 produziert werden, dann kann auch ich damit produzieren. Und mit der C100 dann erstrecht. Der große Vorteil des AVCHD Codecs gegenüber der größeren Schwester ist der geringere benötigte Speicherplatz. Auf eine 64GB-SD-Karte zeichnet man in höchster interner Qualität rund 350 Minuten Material auf. Will man die gleiche, bzw. Broadcast-Qualität erreichen, gibt es die Möglichkeit über den HDMI-Ausgang einen externen Rekorder wie das Hyperdeck Shuttle 2 von Blackmagic Design oder einen Ninja2 aus dem Hause Atomos anzuschließen und das Videosignal zum Beispiel direkt im ProRes HQ-Codec mit 220mbit und 4:2:2 8bit Farbsampling aufzuzeichnen, also dem selben maximalen Qualitätslevel wie bei der C300. Für run&gun-Projekte, Web-Filme oder journalistische Beiträge ist der AVCHD-Codec völlig ausreichend.

 

Ein weiterer großer Kritikpunkt ist eine fehlende Slow-Motion-Funktion. Im Gegensatz zu den großen Schwestern und Konkurrenzprodukten bietet die C100 keinerlei Möglichkeiten dazu, auch nicht in 720p. Für solche Sondereinsätze kann man jedoch im Zweifelsfall auf eine 5D Mark3 zurückgreifen oder wenn es FullHD sein muss eine Sony FS700 kurzzeitig dazu leihen, wenn nicht sogar eine dedizierte Highspeed-Kamera. Im absoluten Notfall bieten viele Schnittsysteme oder Plu-Ins inzwischen gute Möglichkeiten auch in der Postproduktion noch eine ansehnliche SlowMo zu generieren.

 

Kommen wir als Nächstes zum Thema Bildkontrolle. Das LC-Display soll laut einigen Forumsbeiträgen von schlechter Qualität und schlecht ablesbar sein. Ebenso soll seine feste Position am Ende des Bodies nicht durchdacht sein. Technisch ist das Display mit dem der C300 identisch, und dieses wurde gelobt. Wie kann das sein? Ich habe inzwischen Außenaufnahmen bei unterschiedlichen Lichtsituationen und eine Konzertaufzeichnung mit Scheinwerferlicht im Rücken mit dem LC-Display gemacht und muss sagen, es lässt sich sehr gut ablesen. Für helle Situationen bietet das Menü auch eine Option um die Hintrgrundbeleuchtung des Displays zu erhöhen und dem Gegenlicht entgegen zu wirken. Die einblendbaren Infos wie waveform, Audio-Pegel usw. sind sehr gut ablesbar und stören nicht bei der Bildkomposition.

Die Position des Displays am Body finde ich besser gelöst als bei der großen Schwester. Einzig, dass man das Display nicht seitlich positionieren kann, kann im Rig und der Arbeit mit einem Kamera-Team als Negativpunkt bewertet werden, wobei ich aber denke, dass ein Kamera-Assistent sich generell über einen größeren Monitor freuen würde.

 

Der Sucher (electronic viewfinder (evf)) der Canon C100 ist im allgemeinen der größte Kritikpunkt! Hierbei werden Größe, Qualität und Position heftigst bemängelt. Nach intensiver Nutzung muss ich mich nun wirklich fragen, ob all die Kritiker die Kamera überhaupt schon in der Hand hatten, sich nicht im Stande fühlten sich ein Mal an etwas anderes zu gewöhnen oder sogar nur von einem Nutzer gelesen und nachgeplappert haben.

_MG_1456_filtered

Sicher, es gibt bessere evf´s in der Welt. Aber der letzte echte Camcorder in meinem Besitz hatte einen weit schlimmeren Sucher. Der evf der C100 ist technisch – wenn man diversen Quellen glauben darf – ebenfalls der selbe wie der der C300. Er ist jedoch nicht herauszieh- und vertikal schwenkbar, sondern fix. Dicht am Gehäuse. Und es gibt keine große Augenmuschel, wobei ich davon ausgehe, dass Drittanbieter hier in die Bresche springen werden und mit einem Zubehörteil aufwarten werden. Durch die Position so dicht am gehäuse soll er schlecht einsehbar sein. Das kann ich so nicht bestätigen. Ich muss sagen, dass der evf nicht nur sehr gut ablesbar ist. Die Position dicht am gehäuse liefert in meinen Augen den sehr großen vorteil, dass sie einen weiteren Kontaktpunkt zum Körper bietet: Den des oberen Tragegriffes an der Stirn. Somit ergeben sich mindestens folgende Kontaktpunkte: rechte Hand-> Griff, linke Hand-> Objektiv, Stirn-> oberer Griff. Dazu evtl. noch Auge-> Sucher und Wange-> Gehäuse, wobei man dazu die Kamera schon sehr dicht an das Auge pressen muss. Das ganze gewährt jedoch sehr ruhige Aufnahmen aus der Hand. Der evf ist im Grunde ein rudimentäres System mit mehr Parallelen zum Ursprung der EOS Cinema Reihe, nämlich den DSLR-Kameras. Und so sollte man den evf auch behandeln. Er ist nicht dazu gedacht dass man sein Auge fest anpresst, wie man es bei Suchern mit großer Augenmuschel, wie bei der C300, tun würde. Eher bietet die Stirn den Kontaktpunkt, das Auge ist mit einem Zentimeter Abstand zum „Augenstück“ in der gefühlt besten Position um das Display im evf sehr gut und vollständig ablesen zu können. Die Schärfe des evf ist sowohl mit Farbbild als auch in s/w sehr gut zu beurteilen, mit der punsh-in-Funktion (Vergrößerung) während der Aufnahme wird das Fokusieren spielend leicht. Die editierbare Peaking-Funktion unterstützt dies natürlich noch mehr. Seitenlicht wird meines Erachtens durch den Kopf hinter dem Sucher abgehalten. Im Zweifelsfall bietet auch der evf die bereits beim LCD verfügbare Option “Gegenlicht->hell” zur Verstärkung der Hintergrundbeleuchtung.

 

hdmi-ausgang der c100

hdmi-ausgang der c100

Der hdmi-Ausgang ist eben kein HD-SDI-Ausgang. hdmi ist eine Schnittstelle aus dem Consumer-Bereich und eigentlich nicht für den strapaziösen Profi-einsatz gebaut. Die C100 bietet hier allerdings ein kleines Sicherheits-Feature. Eine Schraube mittig am hdmi-ausgang lässt sich lösen und somit kann man ein „Kabelschloss“ anbringen. Es gibt im Hifi-Zubehör kleine Adapter mit Schraube, die an den hdmi-Stecker geklemmt werden. Die Schraube kann in das Gewinde gedreht werden und hält den Stecker somit sicher am Gehäuse der C100. Ein Herausziehen oder Abreißen und Abknicken des hdmi-Steckers kann somit verhindert werden.

Technisch liefert der Ausgang ein umkomprimiertes 8bit 4:2:2 signal mit Timecode Overlay und 3:2 pulldown-Kennung. Auch die C300 liefert nur 8bit, intern sowie extern. Dieses Signal ist also ebenbürtig. Über die Farbtiefe von 8bit kann man sich streiten. „Nur“ 8bit… Die meisten Nutzer dieser Kamera werden sicher keine Hollywood-Filme damit drehen und somit kein Grading „bis zum umfallen“ damit betreiben. Zeichnet man aber extern auf, zum Beispiel im ProRes-Format, so wäre ein 10bit-Signal schon von Vorteil. 2bit Unterschied klingt nciht nach viel, aber im Grunde bedeutet es 4 Mal so viel Farbinformation im Signal. Der interne AVCHD-codec lässt sich aber im Grading bereits mit 4:2:0 recht weit treiben. Hier bietet die externe ProRes-Aufzeichnung dennoch Reserven.

hdmi-output-konfiguration

hdmi-output-konfiguration

Für die externe Aufzeichnung bieten sich inzwischen die bereits genannten Systeme von blackmagic design und Atomos an. Das Hyperdeck Shuttle 2 bildet die grundlage für den Rekorder in der Blackmagic Cinema Camera, der Ninja2 aus dem Hause Atomos wurde in enger Zusammenarbeit mit Canon entwickelt und liefert hier einige besondere Features. Er nutzt er das Timecode-Overlay im hdmi Signal zum Triggern, das heißt er startet und stoppt die Aufnahme automatisch bei Tastendruck an der Kamera und zeichnet den identischen Timecode mit auf. Ein manuelles Starten und Stoppen des externen Rekorders ist nicht nötig. Außerdem nutzt er die 3:2 puldown-Kennung und kann somit direkt ein 24/25/30p-Signal aufzeichnen, wobei die C100 intern mit 24/25/30pfs arbeitet, einem Signaltyp, bei dem die progressiven Bilder aus den interlaced-Bildern erzeugt werden.

Zur Verwendung mit dem Atomos Ninja 2 im Detail kommen wir in einem späteren beitrag zurück.

 

Allgemeine Erfahrungen und Gedanken zur EOS C100:

 

rolling shutter c100 vs. 5d mk3

rolling shutter c100 vs. 5d mk3

Ganz allgemein muss ich sagen: Der Sensor liefert ein hervorragendes Bild. Die Cinema- oder Canon-Log liefert einen großartigen Dynamikumfang den Canon mit bis zu 12 Blenden angibt, und das mit einem sehr filmischem Bildeindruck. Die Schärfe ist ebenfalls hervorragend und feinste Details  wie (Bart-)Haare und Hautporen werden sauber abgebildet. Im Bild findet sich kein Moiré-Effekt und auch keine auffallenden Rolling Shutter-Artefakte, zum Beispiel bei hektischer Konzert-Aufzeichnung aus der Hand. Der Extrem-Test mit schnellen, horizontalen Reißschwenks zeigt noch immer einen deutlichen Rolling Shutter-Effekt, jedoch fällt der geringer aus als bei der EOS 5D Mark3 und vor allem trat er in der praktischen Nutzung so nicht auf.

Die low-light-Fähigkeiten der C100 sind denen der C300 ebenbürtig und diese wurde in dem Bereich ja sehr positiv bewertet. Im Vergleich mit der EOS 5D Mark3 fällt auf, dass bei gleichen Iso-Werten und Brennweite etwas weniger Licht eingefangen wird. Die Maximaleinstellungen der Kameras liegen bei Iso 12800 bei der Mark3 und bei Iso 20000 bei der C100, und dabei fällt auf, dass das Material der C100 deutlich brauchbarer ausfällt. Das digitale Rauschen ähnelt viel mehr einem natürlichen Filmkorn, wobei im Material der Mark3 wirklich deutliches digitales Rauschen auftritt.

 

eos c100 mit audio-einheit / © canon

eos c100 mit audio-einheit / © canon

Der Ton kann mit dem in den oberen Handgriff integrierten Stereo-Mikrofon aufgezeichnet werden, oder die 2 Kanäle können mit externen Quellen bespielt werden, wie zum Beispiel einem Richtmikrofon und einer Funkstrecke. Der Empfänger dieser Funkstrecke kann im Blitzschuh am Handgriff befestigt werden. Allerdings gibt es diese Optionen nur mit angesetztem oberen Handgriff. Will man den nicht nutzen, so kann man zum Beispiel das Rode Videomic auf dem Blitzschuh montieren und das Signal über einen Klinkenstecker direkt in die Kamera geben. Der einzige echte Kritikpunkt an der Ton-Lösung ist die Verbindung zum Body über ein herstellerspezifisches Kabel, das auf Kameraseite sehr feine Pins nutzt, die leicht brechen können. An der Griffseite ist es fest verbaut und nicht abnehmbar. Das heißt, knickt es ab oder tritt ein Fehler auf, so freut sich der Canon Professional Service über die Einsendung des gesamten Griffs zur Reparatur, im schlimmsten Fall muss der gesamte Camcorder eingesendet und repariert werden. Einfach ein Ersatzkabel kaufen ist hier nicht möglich.

 

Das Handling der Kamera ist hervorragend! Nach 2 Stunden mit der Kamera auf der Hand merkt man sie, aber bis dahin ist sie sehr angenehm, kompakt und mit 1020g ohne Objektiv fast leicht. Gefühlt liegt sie einfach dank des seitlichen Handgriffs mit Schlaufe und guter Gewichtsverteilung sehr gut in der Hand und ist aufgrund der „geringen“ Größe sehr flexibel einsetzbar.

 

Ausdauer und Kapazität sind auf Top Niveau. Der mitgelieferte Akku Canon BP-955 zeichnet ca. 200 Minuten auf, kostet aber leider auch genau diese Zahl in Euro. Die Qualität der meisten, günstigeren Nachbauten stellt sich hier wie üblich als so etwas wie eine Lotterie heraus. Eine 64GB sd-Karte hat eine Gesamtkapazität von ca. 354 Minuten, also beinahe 6 Stunden! Eine zweite, identische Karte im zweiten sd-Schacht sorgt entweder für ein simultanes Backup der Aufzeichnung oder für eine Verdopplung der Aufnahmezeit. 11 Stunden Aufzeichnung sind hier also möglich.

 

Überhitzungsprobleme und Abschaltungen bei langen Aufzeichnungen – wie man es zum Beispiel von der 5D Mark2 oder 7D her kennt – gibt es bei der C100 nicht, denn die Kamera hat einen internen Lüfter zur Temperaturregulierung. Diesen kann man auf Dauerbetrieb oder Automatik einstellen und so springt er nur an, wenn die Kamera eine gewisse, hohe Temperatur erreicht. Dies lässt sich einfach über das Menü einstellen.

 

Im Ein-Mann-Betrieb sind die Automatik-Funktionen wie Auto-Iris und one-shot-AF gegebenenfalls hilfreich, auch wenn ich sie bisher nicht genutzt habe. Eine automatische Blendenwahl vermeide ich in der Regel immer. Der one-shot-AF kann zur Scharfstellung zum Beispiel in Interview-Situationen hilfreich sein. Die pre-rec-Funktion beginnt die Aufnahme 3 Sekunden vor Drücken des Auslösers. Das ist in hektischen Situationen ein nettes Feature, für mich aber nicht relevant.

 

EOS C100 RECHTS

eos c100 seitenansicht / © canon

Die übrigen Bedienungs-Tasten sind am Body klar angeordnet und leicht zu erreichen. Ein Joystick und der vorbelegte punsh-in-Knopf am Handgriff rechts, alle anderen an der linken Body-Seite. Hier finden sich Tasten für Peaking, Waveform Monitor, Weißabgleich, Zebra und Iso/Gain, die so einfach bedient werden können. bei Bedarf sind diese Tasten aber auch frei konfigurierbar. Die ND-Filter sind im Gegensatz zur C300 nicht elektronisch per Knopfdruck gesteuert sondern werden wie von herkömmlichen Modellen bekannt über ein manuelles Rad in den Stufen 2, 4 und 6 Blenden über den Sensor gedreht. Diese rasten fest ein und ein versehentliches Verstellen der Filter ist nicht möglich.

 

Das Aufnahme-Menü ist aufgeräumt und einfach strukturiert. Man findet sehr schnell was man sucht und findet sich auch ohne Studieren der Bedienungsanleitung sehr schnell zurecht. Einstellungen für Zebra, Peaking sowie Bildrate, Datenrate usw. sind schnell erledigt. Einziger Haken: die 24p-Einstellung ist nur verfügbar wenn der Rekorder auf das 59,94i-System eingestellt ist, also im Bereich der früheren NTSC-Norm. Und das System „darf“ auf einer Karte immer nur in einem TV-System arbeiten. Stellt man das Aufnahme-System um und wechselt die sd-Karte nicht, so empfängt das Display den Nutzer mit dem höflichen Hinweis, man möge sein Aufnahmemedium bitte initialisieren, also formatieren.

 

Das Player-Menü wird ebenfalls über die Menü-Taste erreicht, aber eben wie bei Camcordern üblich nur dann, wenn das Gerät in den Playermodus geschaltet ist. Dies geschieht am Power-Schalter. Auf dem Klappdisplay ist viel Platz und die Vorschaubilder sind gut ablesbar. Abgespielt werden sie über die großen Tasten neben dem Display. Hierbei lassen sich die Lautstärken für Lautsprecher und Kopfhörer getrennt regeln und alle gewohnten VTR-Funktionen stehen zur Verfügung.

 

100%-crop aus einer testsequenz, aufgezeichnet in 1080 25pfs

100%-crop aus einer testsequenz, aufgezeichnet in 1080 25pfs

Die Kamera ist für alle ef-, cinema ef- und ef-s-Objektive geeignet, wobei bei der Benutzung von ef-s-Optiken starke Vignettierungen auftreten können, da der super35mm-Sensor etwas größer ist als ein APS-C-Sensor. Um diese auszugleichen bietet die C100 eine extra Funktion im Menü. Aktiviert man dort die Nutzung von ef-s-Linsen, so wird ein Teil des Sensors abgeschattet und das aufgezeichnete Bild um ungefähr den Faktor 1,04% vergrößert um die FullHD-Auflösung wieder zu erreichen. Wie sich das auf die Bildqualität auswirkt kann man hier in den 100%-crops aus dem Testvideo entnehmen. Ich habe dazu bei beiden Bildern das selbe ef-Objektiv 24-105L f4 verwendet um Qualitätsunterschiede in der Abbildungsleistung verschiedener Gläser zu verhindern. Man sieht hier sozusagen direkt und unverfälscht, was die interne Skalierung der Kamera bewirkt. Und hier das Ganze im Bewegtbild, die ursprüngliche Sequenz in 1080 25p:

 

 

Fazit:

 

Die C100 ist gemessen an ihren technischen Features nicht gerade günstig. Die Sony FS100 und FS700 werden hier oft als Referenz herangezogen und die C100 bildet das preisliche Mittelfeld. Ich hatte alle schon einmal in Händen und in meinen Augen bietet die C100 den vorteil des überragend guten Formfaktors auf Basis der C300 und das wirklich sehr gute Handling. Die Sonys kommen als schwarze, unhandliche Plastikkisten daher, die flexible Bildraten ermöglichen, aber unpraktisch zu handlen sind und weniger robust verarbeitet wirken. Und auch hier sind die Sucher ein oft genannter Schwachpunkt. Für mich gab es eigentlich momentan nur 2 Alternativen: die C100 oder die Blackmagic Cinema Camera mit ihren 2,5k raw oder ProResHQ-Aufzeichnungen. Die BMCC liegt preislich bei der Hälfte und bringt DaVinci Resolve mit. Allerdings ist sie out of the box absolut nicht einsetzbar.

Bis hier massenweise SSD´s für die Aufzeichnung, eine ausreichende, externe Stromversorgung und ein Viewfinder eingerechnet sind und ein Rig zusammengestellt ist, mit dem sich vergleichbar gut arbeiten lässt, hat man den Preis der C100 ebenfalls gesprengt. Die BMCC hat außerdem ebenso ihre Probleme mit Rolling Shutter und die Archivierung des Materials ist mit 250GB für 29 Minuten sehr, sehr kostspielig, dreht man im raw-Format.

All in muss ich sagen, dass Formfaktor, Audio-Features und Bildqualität der 5D Mark3 und mindestens Formfaktor, & Audio-Features auch der BMCC überlegen sind und somit ein 100%iger Aufpreis schon ansatzweise gerechtfertigt ist. Es kommt hier natürlich auch immer auf den Verwendungszweck an. „The right tool for the job“ lautet hier die Devise, und die BMCC ist ja trotzdem nicht aus der Welt. Ich denke, für mich passt die C100 sehr gut. Szenische Projekte halten sich mit dokumentarischen/journalistischen die Waage und da kommt mir diese Kamera gerade recht. Die C300 hatte ich seit ihrer Vorstellung im Auge, ihr Preis war mir mit knapp 13.000€ allerdings viel zu hoch. Die C100 – oder besser ihr Straßenpreis – passte besser in meine Vorstellungen. Für Szenische Projekte bildet sie mit dem Atomos Ninja 2 ein hervorragendes Duo.

Das beliebte Canon Allround-Objektiv ef 24-105 f4 IS L ist mit ordentlichem Brennweitenbereich und Bildstabilisator auch an der C100 ein tolles Objektiv. Durch die sehr guten low-light-Fähigkeiten des Sensors ist hier auch die Offenblende von f4 keine große Einschränkung. Schöner wäre ein Super-Zoom aus dem Hause Canon. Eine Art 17-250mm f4 L. Dann müsste man bei Reportage-Einsätzen nicht einmal mehr das Glas wechseln. Szenische Projekte lassen sich mit den gewohnten ef-Gläsern realisieren und wie bei der 5D lassen sich per Adapter auch manuelle Optiken mit anderen Anschlüssen wie Nikon, m42 oder Pentax verwenden.

Nach den ersten Tests mit der Kamera denke ich, ich werde die Entscheidung für die C100 sicher nicht bereuen.