DSLR-Rig Marke Eigenbau – Teil 1

Für Filmaufnahmen – nicht nur mit einer DSLR-Kamera – sind Stative unverzichtbar. Ob feste Stative, Dollies, Light-Crane, Steady-Cam, Flying Cam……..

Schnell und äußerst mobil sind die sogenannten Shoulder-Mounts. Das spannende ist jetzt, dass die Dinger verdammt teuer sind. Meist sind es modulare Systeme. Erweiterbar mit anderen Teilen wie Display-Halterungen und Follow Focus. Sie sind leicht in der Handhabe aber schwer zu bezahlen. Los geht´s mit ca. 600€ bis ca. 3500€.

Es gibt diverse Anbieter für solche Rigs, wie zum Beispiel Zacuto, Redrock Micro usw. usf…

Für Filmemacher mit dem schmalen Geldbeutel sind die Teile zwar günstiger zu leihen, aber dies ist ja auch oft mit Aufwand verbunden. Abholung oder versicherter Versand usw. Die Alternative ist der günstige Selbstbau für zwischendurch.

Wie das am Besten klappt will ich hier in einigen Schritten zeigen.

Bedingungen: Das System soll der Kamera Stabilität geben und trotzdem überaus mobil sein. Es soll frei erweiterbar und vor allem günstig sein. Am Ende soll es zum vollwertigen Produktions-Shouldermount werden, inkl. Follow Focus, Kompendium und LCD.

Fangen wir an:

Als Basis hält erstmal die vorhandene Seagull Schulterstütze her. Hier liegt sie bereits rum, neu ist sie z.B. über A***on für rund 60 Euro zu erwerben.

Alleine die Stabilisierung durch dieses Teil ist schon sehr gut, doch ist die Führung der Kamera recht unbequem. Zwei weiter vorn liegende, etwas weiter auseinander stehende Griffe wären besser. Die teuren Profi-Systeme bieten dies nicht umsonst. Also sucht man sich jemanden, der sich mit Maschinenbau auskennt, sagt ihm was man braucht und lässt sich das ganze zeichnen. Danke Matze! Anschließend brauchen wir noch jemanden, der die Materialien und Verarbeitungsmöglichkeiten hat. Der Maschinenbauer hat da bestimmt jemanden parat.

Das Teil sieht dann eventuell so aus wie auf der Zeichnung oben. Wir haben für unseren Shouldermount-Anbau Alu-Profile mit 40x40mm verwendet. Diese sind robust, stabil und halten das Gewicht der DSLR plus eventuelle Anbauten locker aus ohne selbst schwer zu sein. Die Beschaffenheit der Profile erlaubt auch genügend Spielraum für Erweiterungen.

So wie auf dem Titelfoto kostet die Herstellung ca. 60 Euro.

Bis hier hin sind wir bei maximal 120 Euro, und alles was fehlt sind zwei Fahradlenker-Griffe aus Moosgummi und eine etwas längere Gewindestange als die bei der Seagull-Stütze mitgelieferte. Wir brauchen 65, eher 70mm. 40mm durch das Profil, 5mm die untere Mutter, gut 10mm durch die Platte der Seagull und minimum 10mm in das Gewinde der Kamera-Platte selbst. Zum Fixieren an einem zweiten Punkt setzen wir einen Nutenstein mit Gewinde in das Profil und schrauben von oben durch die Seagull gegen. Das Ergebnis sitzt – auch Dank Gummierung – bombenfest und sieht so aus:

Bildmaterial © Ruben Silberling

Moosgummi-Griffe und Gewindestange sind Pfennigartikel.

Vorteile dieser Bauweise sind die einfache, günstige Erweiterung und die Flexibilität. Die Querstangen lassen sich einfach nach vorn oder hinten verstellen, die Distanz zwischen den Griffen ebenso. Außerdem lässt sich ein Griff komplett entfernen um die Vorrichtung nur mit einer Hand zu stützen.

Das hintere Stück – die eigentliche Schulterstütze – kann man natürlich auch aus Alu oder einem anderen, stabileren Werkstoff fertigen, wenn man schwereres Gerät verwenden will. Die Verbindung kann dann über Nutensteine erfolgen.

Bis jetzt sieht das Gerät noch nicht sehr professionell aus. Es tut auch noch nicht viel mehr, als der Kamera einiges an Stabilität zu geben. Aber für heute reicht das.

In den nächsten Kapiteln beschäftigen wir uns mit einem Rail-System mit 15mm Rods und optimierter Kamera-Platte, außerdem mit Follow Focus oder einem adäquaten Ersatz.