final cut pro x – in der mauser

© Apple Inc.

Aller Anfang ist schwer.

Das wird man sich bei Apple sicher auch gedacht haben, als die Kritiken für das vollständig neu entwickelte Final Cut Pro X so vernichtend wie berechtigt waren. Waren sie doch, oder?

Meine Meinung geht eher in die Richtung, dass der Ansatz – wie von Apple versprochen – wirklich revolutionär ist. Sicher hat dieses Programm in der Version 10.0 noch einige Bugs und wichtige Funktionen fehlten, aber Einstein musste auch erst aus den Windeln raus um dann mit der Relativitätstheorie um die Ecke zu kommen.

Apple hat ja bereits versprechen lassen, dass viele Pro-Features mit dem nächsten Update nach kommen. Multi-Kamera, Bandausgabe… Wobei ich persönlich der Meinung bin, dass Bandausgabe einfach mittlerweile Unsinn ist. Wenn es wirklich noch sein muss gibt es da auch andere Lösungen, aber wenn ich mich recht erinnere schreit die ganze Industrie seit Jahren nach „Tapeless und einfacher!“, und dann macht es mal einer und alle meckern.

Logo von FCPX

© Apple Inc.

Während nun das Gemecker über Final Cut Pro X an jeder Ecke groß ist und man sich wünscht Final Cut Studio 3 wieder kaufen zu können – was mittlerweile ja eingeschränkt auch wieder möglich ist, wie berichtet wurde – mausert sich die X-Version langsam aber doch zu einer reifen Software. Das Apple-Update wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, aber vor allem kommen langsam Drittanbieter mit Plug-Ins um die Ecke, die von der 64-Bit-Architektur des komplett neu geschriebenen Final Cut X profitieren. Und zum Glück gibt es auch ein paar Seiten im Netz, die FCPX nicht ignorieren und schlecht machen, sondern ihm die positive Aufmerksamkeit schenken, die es verdient hat. Der Blog fcp.co ist da ganz vorne mit dabei und muss unbedingt genannt werden. Hier wird regelmäßig berichtet, inzwischen sind einige Tutorials gesammelt und verlinkt, die einem FCPX und Motion 5 schnell näher bringen, und es wird über Plug-Ins berichtet. So erfährt man ganz schnell von kleineren Paketen mit Vorlagen für Farbkorrekturen, Lens-Flare-Effekten von SugarFX oder motionVFX und Paketen mit Transitions-Vorlagen, aber auch von richtig guten, und teuren Plug-Ins wie dem Robuskey. Und man, ist der gut!

© Apple Inc.

Im Allgemeinen muss ich sagen, ich mag das Programm gerade sehr. Mal sehen, wie sich das entwickelt mit mir und FCPX. Aber so mitgebrachte Kleinigkeiten wie die flotte Verwacklungskorrektur, Rolling Shutter-Korrektur, das neue Daten-Management usw. machen einen guten Vorgeschmack. Die Magnetic Timeline braucht Gewöhnung, wenn man auf Anderes eingeschossen ist, und sicher wird es auch hier noch Verbesserungen geben. Ich erhoffe mir zum Beispiel auch in Stacks mit Blenden arbeiten zu können, ohne Keyframes. Warten wir ab, was Apple nachliefert. Ich habe seit gut 10 Jahren mit professionellen Schnittsystemen zu tun und von Premiere über FCP, Edius und AVID an so ziemlich jeder Kiste in jeder Software-Generation gesessen und fand immer, dass Apple Vorreiter war. FCP7 blieb allerdings Jahre stehen, so dass Premiere sich angenähert hat. Premiere habe ich als Version 5 und 6 damals benutzt. Als ich Premiere CS4 das erste mal geöffnet gesehen habe, kam es mir von Oberfläche und Bedienung wie ein Klon von FCP7 vor. Und ich wette, dass es – wenn FCPX richtig rennt, nicht lange dauern wird, bis sich Premiere wieder annähern wird. Die aktuellen Umstiegsangebote von Adobe sind in meinen Augen so etwas wie „Komm und kauf ein Ticket für den Regionalexpress! Beim ICE Sprinter sind gerade die Sitze dreckig!“ Und AVID… nun ja, ich habe mich irgendwann von AVID getrennt, weil ich dort das Gefühl hatte, es ging gar nichts vorwärts! Und Plötzlich konnte man die kleinen Schnittplätze, die mit XPress DV oder Pro liefen – was auch damals weit über 2000 DM oder 1000€ kostete – nicht mal mehr günstig updaten! Da war bei mir Schluss, da fehlte die Vision hinter der Sache.

Ich freue mich gerade riesig, den ersten Kurzfilm mit Final Cut Pro X schneiden zu können und die Kiste richtig ausreizen zu können. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass hinter dem Konzept von FCPX eine Vision steckt, die ich teile, und die bald Wirklichkeit wird. Wer allerdings ewig am Gewohnten festhalten will, der kann sich ja von Adobe und AVID das Geld aus der Tasche ziehen lassen. Wobei ich das bei Adobe noch nachvollziehen könnte, denn das Paket an sich ist ein Mega-Werkzeug…