High Dynamic Range (HDR) mit der EOS 7D

So, ich hab mich dann mal getraut. HDR-Fotografie. Wer sich etwas mit Fotografie beschäftigt, der weiß vielleicht schon, was das ist.

Für alle anderen sei HDR-Imaging noch einmal kurz erklärt:

Kurz gesagt ist HDR-Fotografie ein Weg, um die technischen Mängel der Digital-Fotografie zu umgehen, oder positiv ausgedrückt: die technischen Fähigkeiten zu erweitern.

Das menschliche Auge sieht – natürlich in perfekten Zusammenspiel mit dem Hirn, ohne das es kein Sehen sondern nur sinnlose elektrische Impulse gäbe – sehr genaue Abstufungen von Helligkeit, Kontrast und Farben. Das gute alte Filmmaterial ist schon nicht ganz so gut wie das Auge, kann aber auch noch einiges. Die Chips der digitalen Kameras, naja, die loosen im Vergleich nicht wenig ab. Wenn man im RAW-Modus fotografiert kann man zwar über Belichtungskorrektur, Reparatur-Funktionen usw. meist noch eine Blende raus holen, aber dann ist Feierabend.

Nicht bei HDR-Fotografie.

Das Prinzip HDR ist recht simpel.

Man nehme eine Belichtungsreihe aus mindestens 3 Schüssen, RAW, also inkl. 16bit. Die dunkelste Belichtung sollte so angelegt sein, dass in allen Lichtern Zeichnung vorhanden ist. Was moderne Kameras anzeigen, indem man die Blinkies, Zebras oder wie man es auch immer nennt, aktiviert. Dies ist nichts anderes als die Belichtungskontrolle. Dann sollte eine Belichtung in den „normalen“ Rahmen fallen, also möglichst das korrekte Mittel, und bei der dritten Variante sollte eigentlich fast das gesamte Bild überbelichtet sein. SO erreicht man in den Schatten Zeichnung.

Diese werden dann per Software zu einem HDR-Bild zusammengerechnet, dann korrigiert man nach seinen Vorstellungen in einem Vorschau-Fenster, dann folgt der Prozess des Tone-Mappings (das  geht automatisch und ich erkläre es jetzt nicht), und dabei heraus kommt ein meist recht beeindruckendes Bild.

Schwer daran ist, dass die 3 Bilder – oder auch 5 oder 7… – exakt die selben sein müssen. Man darf also nicht verwackeln! Also: Stativ!

Was jetzt bei der 7D besonders fein ist:

Die Kamera macht im RAW-Modus 8 Bilder die Sekunde.

Und da gibt´s einen „schnell-und-schmutzig“-Workflow für HDR-Images!

Man nehme die 7D (oder eine vergleichbar schnelle Kamera), schalte sie in den Modus für Reihenaufnahmen und aktiviere AEB (Automatic Exposure Bracket). Und man verwende eine möglichst kleine ISO-Zahl. Der Tipp funktioniert eh nur am hellen Tage, also wird das kein Problem sein. AEB auf ca. -2 0 +2 oder gar -3 0 +3, und dann ab dafür. Die Kamera schön ruhig auf das Motiv halten, wobei auch ein Batteriegriff hilfreich ist. Und abdrücken.

Die Kamera sollte nun 3mal auslösen, und da sie 8 Bilder/s schafft ist die Chance zu verwackeln bei geringen Belichtungszeiten echt gering.

Die Ergebnisse werden erstaunlich gut.

Bei allgemein schlechten Lichtverhältnissen (siehe Wikipedia!!) geht das natürlich nicht. Auch da sollten die ISO-Zahlen sehr gering gehalten werden – 100, 160, maximal 320, um Rauschen zu verhindern, das durch den späteren Prozess extrem verstärkt wird!! – und daher müssen die Belichtungszeiten extrem erhöht werden. Hier geht ohne Stativ, Fernauslöser und Spiegelvorauslösung nix mehr.

Nachbearbeitung:

Hat man die RAWs nun auf der Kamera gibt es verschieden Wege. Wer richtig in die Tasche gegriffen hat und Photoshop besitzt, kann ab CS3 ein HDR generieren lassen. Allerdings waren bei CS3 und CS4 die Tonemapping-Ergebnisse alles andere als beeindruckend. Ich durfte das im Rahmen dieser Aktion mal testen. Was mich sehr überzeugt hat ist die Software Photomatix Pro, und da scheine ich nicht alleine zu sein. Dieses kleine Tool kostet zwischen 75€ (Download) und 99€ (Boxed) für PC oder Mac, hat sehr viele Einstellungs- und Korrektur-Möglichkeiten und liefert spitzenmäßige Ergebnisse! Die Demo-Version ist übrigens voll funktionsfähig, rendert allerdings ein Wasserzeichen in die fertigen Bilder.

Was auch der Grund dafür ist, dass hier noch keine Bilder im Artikel sind. Die reiche ich nach.

Und dann gibt es noch viele kostenlose HDR-Tools, wie zum Beispiel DRIMaker 1.4b und HDRtist, die ganz ok sind, aber nicht so gute Ergebnisse liefern wie Photomatix Pro, da auch Korrekturoptionen fehlen.

Als Ergebnis sollte man in jedem Fall ein 16bit-TIFF speichern, was dann weiterbearbeitet werden kann. Mit was auch immer. Kleinere Dinge mit Aperture, Lightroom, iPhoto, Pixelmator, PSE oder gar Gimp und Photoshop.

Möglichkeiten der HDR-Fotografie:

HDR war und ist immer noch ein riesiger Trend. Die einen finden es super, die anderen mögen es nicht. Fragt man die, die es nicht mögen, warum sie es nicht mögen, kommt meist die Antwort: „Das sieht unnatürlich aus, wie gemalt.“

Dafür gibt es Gründe.

Mit Hilfe der HDR-Technik ist es möglich, Bilder so extrem zu verfremden, dass sie aussehen wie Illustrationen, nicht wie Fotos. Und wenn man es in der Nachbearbeitung nicht ganz übertreibt sehen die Fotos oft aus wie Screenshots aus einen Tim Burton-Film. Aber der eigentliche Sinn war ja mal, das Fotos natürlicher aussehen. Und mit der richtigen Nachbearbeitung erreicht man das auch. Mehr Zeichnung in Lichtern und Schatten, satte Farben, so, wie man es mit dem Auge sieht.

Ich habe jetzt bei meinem Versuch aus allen drei Kategorien welche erstellt, und mein Testpublikum mochte mal dies, mal jenes.

Zusammengefasst: Fotografie hat etwas mit Kunst zu tun. Jedenfalls oft.

Sie ist eine Kunst wie das Malen. Monet tupft sich die Bilder beisammen, Picasso hatte seine Perioden und den Kubismus, andere malten „nur“ Portraits die so gut waren, dass man heute sagen würde: „Sieht ja aus wie ein Foto“.

So, und wenn Maler malen dürfen, als würden sie ein Foto machen, warum sollen Fotografen nicht fotografieren dürfen, als würden sie ein Bild malen? Hm?

Der Künstler will etwas vermitteln und nutzt die Möglichkeiten, die er dazu hat.

Kunst ist relativ und hängt vom Standpunkt des Betrachters ab.

Ich steh auf alle Arten der Fotografie, denn jedes Bild bekommt durch die Art der Aufnahme und die Nachbearbeitung seinen eigenen Ausdruck mit. Es muss eben zum Motiv passen und eine Intention sollte erkennbar sein. Ein Candle-Light-Dinner wird ja auch nicht mit internem Blitz fotografiert.

Bilder folgen wie gesagt in Kürze!!