im frühjahr 2013 habe ich beschlossen endlich mal wieder eine richtige kamera zu kaufen und die dslr nur noch als b-cam einzusetzen. oder besser nur noch für fotografie zu nutzen.
ich hab mir den markt angesehen und 2 kameras in die engere wahl genommen: die canon eos cinema c100 und die blackmagic cinema camera*. die klassische, mit 2,5k, denn die 4k production camera war noch nicht vorgestellt.
lange habe ich überlegt und mich am ende für die canon entschieden. die canon war für meine berufliche arbeit einfach die beste wahl. einen relativ guten, vor allem stabilen codec mit geringem speicherplatz-anspruch, kompakt und handlich, flexibel, erweiterbar. all diese dinge erfüllt die c100 durch ihre bauweise, den avchd-codec und die erweiterbarkeit durch den atomos ninja2 für aufzeichnungen in prores 422 hq. die gesteigerte qualität der aufnahmen gegenüber der dslr – auch mit dem einfachen avchd-codec – fiel vielen kunden direkt sehr positiv auf. und im handling machte und macht die kamera absolut freude, was ich immer wieder bestätigen kann. sie hat eine ordentliche audio-unit mit xlr und viels mehr, wie man hier lesen kann. sie ist mein run&gun könig.
und nun bin ich kurz vor dem weihnachtsfest doch los zu meinem stamm-dealer in berlin und habe mir die 2,5k blackmagic cinema camera* besorgt. „warum nur?“, das fragte ich mich selbst vorher. kurz.
die antwort ist eigentlich ganz einfach. eigentlich.
nun, ich will neben der filme, die ich beruflich dreh und abliefere, bei denen es oft auf die zeit ankommt und ich eine kamera wie die c100 benötige, auch noch kurzfilme machen. und vor allem jetzt in 2014 wieder einiges in der richtung anschieben. und für solche projekte ist eben die blackmagic die bessere kamera. höhere auflösung, filmischer look, raw… cinema eben.
im detail muss ich tiefer gehen. zuerst einmal ist die kamera im moment saubillig. ca. 1750€ brutto kostet das teil im moment. brutto, ja. und wenn man dann bedenkt, dass mit davinci resolve 9 noch software im wert von 1000€ beiligt… soll man da lange überlegen? das resolve 9 dongle aktiviert übrigens auch die aktuelle 10.1er version. also hey, was soll der geiz? die pocket camera kostet etwas mehr als die hälfte, hat nur fullhd-auflösung und resolve ist nur in der free-version mit ihren einschränkungen enthalten. die 4k production camera ist – wie soll es anders sein – natürlich 6 monate nach ihrem angekündigten verkaufsstart noch nicht lieferbar. das spiel sind wir ja gewohnt. die diskussionen um beide großen modelle laufen sich unterdessen im netz warm. mancher springt auf den 4k-hype auf, manch anderer besinnt sich auf die inneren werte: die 2,5k-version hat eine blende mehr dynamik-umfang, der sensor soll an sich ein homogeneres bild liefern usw. usf…
was ich von dem 4k-wahn halte hab ich bereits kundgetan. und die 2,5k auf 2k oder fullhd runter skaliert werden auch erfüllen was ich benötige, spiel für stabilisierung ist auch da. so war es für mich eine einfache entscheidung aus preis/leistung und verfügbarkeit. 2.5k it is!
damals war eines meiner argumente gegen die bmcc, dass sie zu ihrem kaufpreis nicht drehfertig ist. es fehlt an stromversorgung, sucher, cage/rig, passendem glas… all diese dinge des täglichen einsatzes. die investition wäre zu groß gewesen. inzwischen hatte sich allerdings noch so einiges angesammelt, was einen teil dessen schon deckte. und dann noch der gefallene preis der kamera. da war es dann in meinen augen vertretbar.
für rigs und cages gibt es inzwischen weltweit unzählige hersteller, die von „billig und scheiße…“ bis „unbezahlbar und grandios!“ alle möglichkeiten abdecken. bebob als deutscher hersteller gehört preislich schon eher zu den premiumanbietern was rigs und cages betrifft. allerdings ist auch kein anderer so klein und vielseitig, vor allem aber LEICHT wie der titanium light cage. er bietet unzählige gewinde zum anschluss von zubehör, einen dreh- und fixierbaren handgriff oben, carbon-rods im lieferumfang, befestigungsmöglichkeiten für diese sowohl unten als auch oben. er bildet mit der kamera eine – ich will sagen perfekte symbiose. fällt kaum auf, ist super leicht.
dann wäre da noch der viewfinder, also der elektronische sucher. der alphatron viewfinder evf-035w-3g* macht eine ziemlich gute figur am markt, wurde mir an jeder ecke auch empfohlen. er leistet übrigens nun auch mal an der c100 großartige dienste, da er sowohl über einen hd-sdi- als auch über einem hdmi-eingang verfügt. außerdem waveform, peaking, zebras… und was diesen viewfinder betrifft, so werde ich mich bald hoffentlich auch noch mehr und ausführlicher dazu äußern.
als halterung für den viewfinder habe ich übrigens keine der vielen, völlig überteuerten teile gekauft. warum auch? hand aufs herz: dabei handelt es sich meist um ein paar klemmen, winkel, schrauben und lochplatten. dafür 400€ ausgeben? meine lösung kann man auf dem bild oben und dem nächsten evtl. ganz gut erkennen: die oberen rods halten hinten den akku, vorne befindet sich ein 360grad drehbarer adapter. darin wiederum ein 15cm rod, an dessen ende eine winkelklemme mit 1/4 zoll gewinde angebracht ist. darin ein gewinde-adapter 1/4zoll „männlich auf männlich“, und der hält den evf. rod und die adapter und klemmen kosteten zusammen um die 25€, und sogar das war schon teuer dafür.
Als Objektive eignen sich einige, die man auch an dslr und der canon c100 gut nutzen kann. dazu gibt es hier mehr infos. meine favoriten: canon ef 24-105mm 1:4,0 L IS* und tamron sp af 17-50mm 2,8 Di II vc*, einzig im weitwinkelbereich wird es knapp, aber mit dem tokina 11-16 oder dem sigma 10-20 mm f3,5 rx dc* kann man auch hier brauchbare ergebnisse erzielen. da man mit der bmcc generell eher filmischer arbeitet sind extreme weitwinkel wohl schon eher seltener, von daher reichen die 10mm eines solchen sigma an der bmcc mit cropfaktor um die 2,4 (entspricht dann also 24mm am vollformat) eben aus. an einem s35-sensor wäre ein 16mm-glas das äquivalent.
stromversorgung ist ein weiterer punkt, denn sowohl der viewfinder als auch die kamera sollte man über eine einfache lösung speisen können. hier empfiehlt sich eine lösung mit v-mount-akkus, denn diese liefern genug power um beide geräte einige stunden mit saft zu versorgen. namhafter deutscher anbieter mit guten garantie-leistungen und vertretbarem preis ist hier wieder einmal bebob. der v-mount-akku v95 liegt preislich um die 200€ inkl. mwst. als akku-platte habe ich eine relativ günstige variante gewählt. die bebob-lösung schien mir hier zu teuer. lanparte hat ein v-mount-system mit diversen ausgängen im sortiment für ebenfalls 200€ brutto. ein passendes kabel für die blackmagic cinema camera kostet zwischen 50 und 70 € je nach hersteller. meines bietet sogar einen abzweig in der mitte, sodass nun nur ein kabel von der adapterplatte abgeht und dann kamera und sucher versorgt.
so. und damit ist das paket dann auch komplett und die fragen waren gelöst. „fröhliche weihnachten mir selbst!“ dachte ich.
und wie sieht es technisch aus?
nun, die eigenschaften der blackmagic cinema camera 2.5k sind inzwischen im netz schon weitgehend ausdiskutiert. man findet zwar immer wieder etwas, wie zum beispiel nun den vergleich zur neueren 4k-version mit 35mm-sensor, aber im grunde ist alles soweit bekannt. die kamera hat eine merkwürdige sensorgröße irgendwo oberhalb von super16mm, der rolling shutter macht massive probleme, wenn man damit entsprechend umgeht, die datenmengen sind gigantisch. in raw immerhin um die 5mb pro bild. bei 24 oder 25 bildern pro sekunde. wer will rechnen? die 240gb ssd reicht für nicht einmal 30minuten material. allerdings sind die vorteile unbestritten. schon erwähnt der wahnsinns-preis. und für den gibt es raw-daten mit 13 blenden dynamikumfang, wirklich schönen filmlook, color-treatment von absoluten profis der postproduktion, filmisches kamera-arbeiten im gegenteil zu video-run&gun… das ist es, was ich wollte. ich will bei den privaten projekten einfach nur „spielen“. ich will ausprobieren was so ein raw-bild her gibt, ich will schöne, filmische farben, und vor allem will ich eines: mich und meine arbeit entschleunigen. alles schön langsam, bilder planen, anvisieren, umsetzen. proxys erstellen, schneiden, color-grading. wie die großen, nur in klein 😉
und genau dafür habe ich mir diese kamera gegönnt. für all die dinge, für die das arbeitsleben keine zeit lässt, weil alles schnell gehen muss.
in erster linie geht es mir also darum auszuprobieren und zu lernen, erfahrung zu sammeln. mit diesem und vergleichbaren geräten, den dazugehörigen workflows und den tools, die man benötigt. wie zum beispiel davinci resolve. aber man kann auch alternativen verwenden um das raw-material zu bearbeiten: lightroom, photoshop usw. usf.
was man mit raw-daten so alles anfangen kann, kann man hier sehen. und ich hab noch nicht einmal viel geübt und bin eher wie bei der foto-retusche an das grading gegangen. mit etwas übung in davinci resolve sollte das noch besser werden, allerdings bietet dieses tool so viele möglichkeiten, dass es sehr lange dauern kann, bis man es wirklich sehr gut beherrscht.
hier dann als erstes mal ein recht überbelichtetes bild mit anschließender korrektur der highlights:
und dann noch mal ein unterbelichtetes bild mit anschließendem pushen der schatten:
der effekt ist hier natürlich etwas extrem und man erkennt schon ein rauschen an der wand, aber hey, die wand ist wieder da!
ich freue mich richtig drauf noch mehr mit der kamera und davinci resolve spielen zu können. und vielleicht kommt die bmcc mit all ihren möglichkeiten ja mal in einem meiner kommerziellen projekt zum zuge, wer weiß das schon…
mit welchen kameras dreht ihr? welche codecs nutzt ihr am meisten? prores? oder nutzt ihr auch raw?
lasst es mich wissen!
*shoplinks zu amazon.de
benim94
Feb 3, 2014 -
hei ruben silberling, guter artikel. ich arbeite mit der canon 5d mark iii. ist perfekt für mich.
tool-kit – technik eines fotografierenden filmemachers
Mrz 18, 2014 -
[…] noch recht neu im club ist die blackmagic cinema camera 2.5k, aber diese kamera… naja… wie soll ich es sagen… man nimmt sie in die hand und will drehen. filmisch drehen. ist ja eine “cinema camera”. bald wird es soweit sein, aber alleine die testaufnahmen machen schon spaß. ich habe die kamera nach dem auspacken direkt auf raw gestellt und nutze den prores codec – obwohl er sehr gut ist – für nichts außer vergleichsbilder. raw dagegen hat etwas. damit verströmt die kamera eine art… sagen wir einfach es ist wie film. der gigantische speicherbedarf lässt den nutzer ständig bewusst arbeiten, wie damals beim klassischen 35mm-film. ja, die kamera versprüht trotz high-tech einen nostalgischen flair und sorgt für konzentration auf wesentliches. das macht am meisten spaß, da das hektische, manchmal sogar nachlässige “was solls, 64gb kosten nichts”-video-denken verdrängt wird. tolles teil! […]
ANSICHTSSACHE FOLGE 11 – UNBOXING & quick view bmcc
Mrz 20, 2014 -
[…] blackmagic cinema camera mit 2.5k raw gekauft. dafür gibt es verschiedene gründe, die ich hier erwähne. an dieser stelle das […]
tim
Nov 26, 2015 -
schöner artikel. arbeite mit 5d mark III und ergänze gerade um die bmcc af oder canon c300. speziell der filmlook ist der grund.
r. borm
Dez 9, 2015 -
Nun, erst mal Respekt, wie Du mit genial einfachen Mitteln zu einem perfekten Kameraaufbau kommst.
Es ist bekannt, dass die Blackmagic Fan Gemeinde riesig ist und ich wünsche jedem viel Freude mit der Kamera. Ich persönlich habe die Pocket Version und hasse das Teil. Meinen ersten Film habe ich im Modus „Film“ gedreht. Also kein Raw. In Raw hätte ich wahrscheinlich einen Großteil der völlig ausgewaschenen Farben retten können. Ohne Raw kaum eine Chance. Fast hätte es mich den Kunden gekostet, den der fand Kinolook mit ausgewaschenen Farben gar nicht witzig. „Oh, vielleicht fehlte es mir nur an der Erfahrung zu graden“ dachte ich und schickte Demofootage von besagtem Dreh zu Blackmagic. Die fragten, was ich denn wolle, das Material sei doch bestens. „Oh Mann“, schüttelte ich den Kopf, „ob deren Farbsensor im Kopf kaputt ist“. Danach beschloss ich, mich von dem Teil zu trennen und kaufte mir von Canon die XC10. Ein Höllenteil, ich jubele vor Freude. Einzig der Codec bereitete zunächst Probleme, den packt CS6 nämlich nicht. Also mußte ein 330,- teures Plugin her. Aber die Bildqualität ist überragend und vor allem, sie zwingt einem den Filmlook nicht auf. Wer will, kann, aber es gibt auch eine normale Einstellung.
Zwar gibt es auch bei der BM einen „Normallook“ der reißt mich aber überhaupt nicht vom Hocker.
Ich hoffe, mir nun keine Feinde gemacht zu haben. Aber ich mag die ganze Blackmagic Philosophie nicht, erst mal irre viel Zeit in mühsames Grading stecken zu müssen. Zeit ist Geld. Zwar gehe ich auch an die Farben ran, aber nie so massiv wie es bei BM nötig ist.
Ruben Silberling
Dez 23, 2015 -
Hallo!
Danke für das Feedback!
Naja, grundsätzlich muss man so viel gar nicht von Hand graden, wenn man die richtigen LUTs benutzt oder eben einfach Filmconvert etc drüber haut. Denn der Filmlook ist ja nicht das Ausgewaschene, das dient ja nur dem Erhalt der Dynamik. Filmconvert drauf und man hat in Windeseile einen richtig coolen Look mit hervorragenden Farben und Kontrasten. Trotzdem ist es natürlich etwas mehr Aufwand als out of Cam ein fertiges Bild zu haben. Hängt eben auch immer von den Anforderungen ab, weswegen ich ja auch eine Mark3 und eigentlich in 80% der Fälle eine C100 nutze.
Viel Spaß mit der XC10!
Und immer dran denken: Die Kamera ist nur ein Werkzeug.
Schöne Grüße!